Küstenphysio-Blog

Koppen - Beschreibung, Therapiemöglichkeiten und Mythen

Auf dem Beitragsbild siehst du meinen Daggi beim koppen. Er setzt seine oberen Schneidezähne auf dem Zaunpfahl auf, spannt die Halsmuskulatur sowie den Schlundkopf an und Luft ströhmt in die Speiseröhre; das für Kopper typische rülpsendes Geräusch entsteht. Statt Zaunpfähle werden auch gerne Boxentüren oder Krippenränder genutzt. In schlimmen Phasen hat Daggi sogar auf dem Anbinderring aufgesetzt und selbst massive Bahnschwellen aus dem Boden gehebelt. Freikopper brauchen keine Hilfsmittel, sondern können mit einer nickenden Kopfbewegung ihre Halsmuskulatur anspannen und dann Luft einziehen. Oft sind es die sensiblen, introvertierten, leistungsbereiten, „die stillen“ Pferde, die besonders stressempfänglich sind.

☝🏼 Ursachen: Koppen ist ein Symptom und wird vom Pferd als Ventil in stressigen Situationen oder zum reduzieren von Schmerzen nutzt. Das tragische daran ist, dass das Pferdegehirn dabei Endorphine ausschüttet, welche die Herzfrequenz senken; das Pferd entspannt und sucht immer wieder nach diesem Effekt. Die Ursache kann längst abgestellt sein – und trotzdem koppt das Pferd weiter. 

❓ Woran liegt’s?: 
– genetische Veranlagung, Koppen kann vererbbar sein
– Stress in verschiedensten Ausführungen z. B. Auseinanderreißen einer intakten Herde, schlechte Haltung, unangemessenes Training, ständiger Turnierdruck oder ein traumatisches Erlebnis 
– falsches Verhältnis von Raufutter und Kraftfutter, gepaart mit zu langen Fresspausen führen zu Magengeschwüren

⁉️ Mythos
– Koppen entsteht durchs Nachahmen: Das wurde wissenschaftlich bislang nicht belegt. Sind mehrere Pferde eines Stalls betroffen deutet es eher auf grundsätzlich unpassende Haltungsbedingungen hin.
– Kopper haben häufig Koliken: Die Luft gelangt nur in geringen Mengen in den Magen, der Rest entweicht beim entspannen der Muskulatur. Was allerdings sein kann: Kopper haben häufig Magenprobleme und können zu einer gestörten Verdauung neigen

🩺 Therapiemöglichkeiten
– Stressursachen finden und abstellen.
– Am besten permanenten Zugang zu Heu gewährleisten und wenig bis gar kein Kraftfutter füttern. 
– Zusätzlich sollte viel Weidezugang und Sozialkontakt mit anderen Pferden geschaffen werden. Dadurch wird das Koppen zwar nicht verschwinden, aber die Chancen stehen gut, dass es seltener auftritt.
– Da die Schneidezähne schnell abgenutzt werden, sollte hier regelmäßig ein Tierarzt bzw. Pferdedentist drauf schauen.
– Durch das übermäßige, krampfartige Anspannen der Muskulatur ist eine regelmäßige Behandlung durch einen Therapeuten zu empfehlen. Betroffen sind häufig die ersten Halswirbel, die Unterhalsmuskulatur sowie der Brustbein-Zungenbein Muskel. 

❌  No-Gos
– Kopperriemen: Mit Hilfe eines breiten Leserriemen wird der Druck auf die Endsehnen der langen Halsmuskeln ausgeübt. Das erschwert so die für das Koppen erforderliche Kontraktion der langen Halsmuskeln. Dem Pferd wird dadurch jedoch die Möglichkeit zur Stressbewältigung genommen. 
– Kopper-OP: Bei einer so genannten Kopper-OP werden die drei Halsmuskeln und ein Nerv im Hals des Pferdes durchtrennt, die für das Koppen notwendig sein sollen. Die Chancen einer solchen OP liegen zwischen 60 und 90 %, allerdings kann das Koppen wiederkommen. Die Anwendung von Kopperriemen, Operationen und weitere „Therapieversuche“ sind als tierschutzwidrig einzustufen und abzulehnen. Es sollte die Ursache gefunden und abgestellt werden!

Terminvereinbarung:
Montag – Freitag: 14:00 – 18:00 Uhr
Samstag: 10:00 – 18:00 Uhr

Kontakt:
Telefon | WhatsApp: 0162 – 963 943 9
Email: moin@kuestenphysio.net